Dipperz

Verabschiedung der Besuchsdienstler in Dipperz am 17. Dezember 2023

Geschichte zur Meditation (von Doris Fischer)


Jeden Tag sitzt ein alter Mann in seinem Schaukelstuhl am Fenster und schaut in den Garten. Er ist hochbetagt und lebt noch immer allein in seinem kleinen Häuschen an einer belebten Straße. An manchen Tagen gibt es dort für ihn viel Interessantes zu sehen und zu beobachten. Täglich gehen viele Menschen an seinem Haus vorbei, Kinder spielen auf dem Gehweg und Dutzende von Autos fahren die Straße hinauf und wieder hinunter. Diese lebhafte Geschäftigkeit dort draußen verfolgt der alte Mann gespannt, denn es lenkt ihn ein wenig von seiner Einsamkeit und Langeweile ab, die ihn die meiste Zeit des Tages umgibt.

Deshalb freut er sich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn er an einem Tag in der Woche Besuch bekommt. So ist es auch heute. Als ich bei ihm die Tür öffne und hineingehe, lächelt er mich an und streckt mir zur Begrüßung die Hände entgegen.

„Schön, dass du da bist“, gibt er mir mit leiser Stimme zu verstehen, „Komm, setz dich doch zu mir und leiste mir ein wenig Gesellschaft!“

Schon beginnt er eifrig über Dies und Das zu erzählen - über Geschehnisse aus der Tageszeitung, die ihn zu beschäftigen scheinen. Kurz darauf fängt er an, ein wenig nachdenklich über Erlebtes aus früheren Zeiten zu berichten und er weiß, dass er in mir eine aufmerksame Zuhörerin gefunden hat.

Während des Erzählens beginnen seine Augen immer mehr zu strahlen, seine Stimme wird klarer und energischer und manchmal kann ich ein verschmitztes Grinsen auf seinen Lippen erkennen. Sein Oberkörper bewegt sich rhythmisch hin und her und seine Hände fuchteln aufgeregt herum. Ich freue mich darüber, wie er diese Zeit des Erzählens mit allen Sinnen genießt und wie er dabei körperlich und geistig aufblüht.

Doch irgendwann am Ende des Nachmittags scheint er müde zu werden, denn er lehnt sich entspannt und zufrieden in seinen Sessel zurück und strahlt mich dankbar an: „Danke, dass du dir heute wieder für mich Zeit genommen hast und mir zugehört hast. Es war ein wunderschöner Nachmittag.“

Ich verabschiede mich herzlich von ihm, glücklich darüber, wieder einem Menschen eine Freude gemacht zu haben, indem ich ihm durch Zuhören meine Zeit schenkte.


Ansprache zur Verabschiedung der Besuchsdienstler - Michael Kramer


Liebe Gemeinde, wir haben den 3. Advent, kurz vor Weihnachten, da geht einem so einiges durch den Kopf!

Geschenke kaufen, basteln, Lichterketten aufhängen, nach Angeboten Ausschau halten, Geburtstag nicht verpassen, Patenkind nicht vergessen, nach einem Tannenbaum suchen, Wer hat denn dieses Jahr den schönsten? Urlaub schon gebucht? Kinderfreizeit dabei berücksichtig, und zur Männerwallfahrt angemeldet? Reicht das Weihnachtsgeld? Krankenkasse wird teurer! Kinder wollen mehr Taschengeld, ist noch Geld für eine Spende übrig – vielleicht bei Emikwano oder Adveniat? Geld für die Versicherung im Januar zurücklegen, die Adventsfeier mit den Kollegen „Ich brauch noch ein kleines Geschenk!“ Schnell noch das Adventstürchen für morgen vorbereiten, Glühwein und Plätzchen besorgen. Mit den Freunden auf den Weihnachtsmarkt, wann nur? am 23. wird schon wieder abgebaut! Warum? Ach ja, Weihnachten!

Die meisten von uns werden jetzt nicken und sagen ja, so ist es leider. Aber muss es auch so bleiben?

Was nützt die schönste Adventsfeier, wenn ich nicht merke, wie der Arbeitskollege seinen Kummer in Alkohol ertränkt. Was nützt die größte Reiseplanung, wenn ich im Alltag nur rummeckere, Was nützt das teuerste Geschenk, wenn ich nicht merke, dass der Heranwachsende in der Schule gemobbt wird. Was nützt der prächtigste Heilige Abend, wenn ich mein Herz vor Gott verschlossen halte.

Wir alle haben eben die Geschichte von der jungen Frau gehört, die sich um den alten einsamen Mann kümmert. Trotz all dem Stress und den Sorgen die auch sie sicherlich im Alltag und vielleicht auch ganz besonders vor Weihnachten begleitet, nimmt sie sich die Zeit und verschenkt sie an diesen einsamen Rentner, der sich sehr über diesen Besuch freut. Und das schöne ist, nicht nur der Rentner ist der beschenkte, sondern auch die junge Frau die beseelt und glücklich wieder nach Hause geht im Wissen den grauen Alltag des alten Herrn erhellt zu haben!

Wie sieht es denn mit uns aus? Haben auch wir einen Blick für unsere Mitmenschen? Sehen wir, wenn es Ihnen schlecht geht? Schenken wir Ihnen ein Ohr für Ihre Sorgen und Nöte? Besuchen wir zum Beispiel die schon fast vergessene Großtante im Seniorenheim oder den Freund der auf die schiefe Bahn geraten ist und im Gefängnis sitzt. Haben wir beispielsweise einen Blick für den Obdachlosen in der Bahnhofstasse an dem zahllose regungslos und hektisch vorbeilaufen und bei dem auch wir vielleicht insgeheim denken, dass er doch ganz bestimmt selber schuld an seiner Situation ist oder doch eigentlich nur zur Bahnhofsmission gehen müsste um Obdach zu finden und etwas zu Essen zu bekommen.

Sich um unsere Mitmenschen zu kümmern ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind ist wichtig, Sehr Wichtig, insbesondere für uns als Christen!

Das hat auch die Pfarrei Dipperz erkannt und vor fast 10 Jahren im Januar 2014 den Katholischen Besuchsdienst St. Antonius & St. Placidus ins Leben gerufen. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht ältere, kranke, einsame und hilfsbedürftige Menschen unserer Pfarrei zu besuchen, ganz gleich ob sie in einem der vielen Seniorenheime und Kliniken untergebracht waren oder noch zu Hause wohnten.

Ich war überrascht wie groß das Interesse damals zur Gründung unseres Besuchsdienstes war, damit hatte ich nicht gerechnet. Schon nach kurzer Zeit war unser Mitarbeiterstab auf 18 Leute angewachsen.

Mit dem heutigen Tag werden wir leider deutlich schrumpfen, denn, und dass ist der Grund warum ich hier stehe, wollen einige unserer Mitglieder in ihre wohlverdiente Besuchsdienst-Rente gehen. All die Jahre haben sie mit ihren Besuchen vielen Menschen das geschenkt, wonach wir uns doch eigentlich alle sehnen, ein Lächeln, ein Gespräch, Zuwendung und Aufmerksamkeit, ein Händedruck, eine Umarmung, ein gemeinsames Gebet oder auch einfach nur eine stille Zeit miteinander, um zu zeigen „Ich bin für dich da!“


An dieser Stelle möchte ich dann meine Rentner-Gang mal nach vorne bitten, denn jetzt folgt gleich die Geschenkeübergabe. Ich bitte auch Maria Handwerk nach oben, die stellvertretend für unseren leider verstobenen Edgar das Geschenk entgegen nimmt.


Liebe Wilma Leibold, liebe Genoveva Lemhoefer, liebe Carmen Müglich, lieber Berthold Schwab (der leider erkrankt ist), lieber Paul Trabert, lieber Ludwig Wagner (der ebenfalls verhindert ist) und lieber Edgar Handwerk, ich sage Euch im Namen der Pfarrei, und sicher auch all derer die heute hier in diesem Gottesdienst sind, von ganzem Herzen vielen Dank für Euren Dienst, Eure geschenkte Zeit und all die schönen Stunden die wir bei unseren Besuchsdiensttreffen miteinander verbringen durften. DANKE!

Als kleine Anerkennung und Ausdruck unserer Wertschätzung wollen wir nun jedem von Euch eine Urkunde sowie eine Besuchsdienst-Tasse mit etwas Weihnachtsgebäck, Rotwein und ein paar fotografischen Erinnerungen überreichen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Tasse nicht im Schrank verstaubt, sondern regen Gebrauch findet und Euch immer wieder an die schöne Zeit im Besuchsdienst erinnert.

Katholische Kirchengemeinde

St. Antonius und St.Placidus Dipperz  


Wilhelm-Ney-Str. 13  

36160 Dipperz  


 

Kontakt


Telefon: 06657 / 232

Fax: 06657 / 6150


 

Pfarrbüro - Öffnungszeiten


Dienstag      08.30 Uhr – 11.00 Uhr
Mittwoch      08.30 Uhr – 11.00 Uhr
Donnerstag 15.00 Uhr – 18.00 Uhr

 


© St. Antonius und St. Placidus • Dipperz

 

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